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Wie steht der Vatikan neuerdings zum Porno?

Blog 18


Apropos, wie steht mittlerweile eigentlich, nach Madonnas Ausschweifungen, der Papst zum Porno?

Ein Artikel in ,Bild' vom 28. Oktober 22 gibt neuerlich Aufschluss. Da entschlüpft bei einem Treffen mit Seminaristen und Priestern in Rom dem Papa Franziskus ein schlüpfriges Geständnis: „Es gibt eine andere Sache, die Sie gut kennen: die digitale Pornografie. Das ist eine Sünde, die vielen Leuten, Laien, Priestern und Ordensschwestern auferliegt … So tritt der Teufel ein.“

Dabei legt schon die Formulierung, dass die vielen Leute, Laien, Priester und Ordensschwestern die digitale Pornografie ,gut kennen', unterderhand nahe, dass diese vielen Leuten, Laien, Priester und Ordensschwestern die digitale Pornografie so gut kennen, wie sie sie eigentlich gar nicht kennen dürften, und gewissermaßen auch in einem Sinne kennen, in dem sie sie nicht kennen dürften. Denn auch mit einer Sünde, die ihnen ,auferliegt', kann wohl nur eine solche gemeint sein, die sie leibhaftig tatsächlich auch begehen und nachher abbeichten müssen!

Und damit hat der Franziskus ganz Recht, denn, so wieder auf ,Zeit Online' Marie Schmidt ohne ein Blatt vor dem Mund: „Der Pornoclip ist der ideale Content für das Internet, und erst im Internet findet die Pornografie ganz zu sich selbst. Denn sie ist zur Masturbation gemacht, und es passiert jetzt inhaltlich nichts mehr, was davon ablenken würde“, auch Laien, Priester und Ordensschwestern nicht.

„Priester und Nonnen, die Pornos gucken? Um Himmels willen!“, kommentiert jedenfalls ,Bild'. „Fakt ist: Priester und Nonnen unterliegen dem Zölibat, der Ehelosigkeit. Dürfen also auch keinen Sex haben. Und was ist Selbstbefriedigung beim Porno-Gucken?“

Zumindest ,sex for one', Sex in effigie. Dies einmal abgesehen von der logischen Fehlerhaftigkeit des „also auch“: die Ehelosigkeit mir nichts dir nichts mit fehlendem Sex gleichzusetzen!

„Im katholischen Katechismus, in dem es um die Grundfragen des christlichen Glaubens geht, heißt es: ,Tatsache ist, dass sowohl das kirchliche Lehramt... als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung zu brandmarken.'“

Die wahren Gläubigen, Priester und Nonnen und anderen Betschwestern müssen also bei der Masturbation stets dessen gewärtig sein, dass sie damit wie die Leute schon seit dem Mittelalter ,eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung' begehen; die Ungläubigen und Ketzerischen wie Madonna ja sowieso, aber bei denen ist die Onanie wohl noch die geringste Sünde und ordnungswidrige Handlung.

Woher aber weiß der Franziskus das mit dem Nonnenporno überhaupt? Kennt er ihn vielleicht selber auch so gut wie die vielen Leute, Laien, Priester und Ordensschwestern?

Vielleicht weiß er es aus der von ,Bild' gleich zahlenmäßig mitgelieferten neuen Statistik: 12,6 Millionen Euro Umsatz wird pro Tag weltweit mit Internet-Pornos gemacht; das macht im Jahr gerüttelte 5 Milliarden. Fast die Hälfte aller Internet-Nutzer weltweit schauen sich Pornoseiten an. Da muss man sich echt vor Sünden fürchten! Das ist natürlich schon ökonomisch bedenklich. Ob auch im Klingelbeutel noch so viel hängen bleibt? Ob auch der Vatikan noch 12,6 Millionen Euro Umsatz täglich weltweit macht? Treten nämlich weiterhin jährlich rund eine halbe Million Gläubige allein in Deutschland aus der katholischen Kirche aus, dann wohl nicht mehr lange.

Aber wirklich nur die Hälfte aller Internet-Nutzer weltweit schauen sich Pornoseiten an? Wer's glaubt, wird selig. Laut katholischer Dogmatik alias christlicher Theologie ist Masturbation ,eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung'. „So tritt der Teufel ein“, weiß der Franziskus, was immer das für ein neuer Popanz sei. Vielleicht sollte man die Masturbation also doch lieber abschaffen? Vielleicht durch eine neue Inquisition? Vielleicht sollte man alle Onanistinnen und Onanisten wie die mittelalterlichen Hexen auf den Scheiterhaufen schicken. Wer aber zahlt dann noch die Kirchensteuer? Wäre damit doch auch eine von alters her lukrative Einnahmequelle der Beichtstühle den Bach hinunter: „Und dann gibt es ja auch Absolution, solange man das andere nicht tut, bevor man verheiratet ist“, denkt Gerty in Joyces ,Ulysses', „und es sollte eigentlich weibliche Priester geben, die verstünden, ohne dass man ihnen lang und breit erzählt.“ Schon Heinrich Heine ja berichtet die Geschichte von dem polnischen Judenjungen, der „glaubte, die Onanie entdeckt zu haben, und nach Berlin kam, um ein Patent darauf anzumelden“!

Da musste die Entdeckung doch schon einiges für sich haben! Franziskus aber würde sie am liebsten wieder abschaffen – obwohl eine Errungenschaft, die man einmal hat, bekanntlich nicht so leicht wieder rückgängig zu machen ist. Übrigens wäre das paradox, da statistisch gesehen, wenn man auch nur die Hälfte aller Internet-Nutzer weltweit betrachtet, ja eher der katholische Katechismus mit seiner Dogmatik gerade dabei scheint, endgültig abgeschafft zu werden, und also dann eine Mehrheit durch eine Minderheit abgeschafft werden müsste!

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