Blog 27
Stellen wir uns, um die Sache auf den Punkt zu bringen, einfach eine hochbegabte und fähige Frau vor, wie etwa eine Wissenschaftlerin oder die Regierungschefin eines zeitgenössischen europäischen Landes, eine Art Thatcher, Merkel, Le Pen oder Meloni (– Nomen est Omen), die noch dazu mit einem ebensolchen Intellektuellen verheiratet ist.
Gehen wir zudem, als zugespitztes Gedankenexperiment und inspirierende Arbeitshypothese, davon aus, dass beide auch als Ehepartner noch sexuelle Bedürfnisse haben.
Nun also, wie werden sie dann zusammen agieren?
Sicher keine einfache Frage. Muss es beiden nicht peinlich sein, sich einander, anders als Thomas Mann und Katja, mit dem hybriden Ansinnen zu nähern, sich wechselseitig noch zu irgend nennenswerter Lust verhelfen zu können?
Die radikale Konsequenz wäre, auf den gemeinsamen Sex überhaupt zu verzichten und sich jeweils auf die Selbstbefriedigung zu beschränken; und sicher ist das in nicht wenigen Ehen früher oder später der Fall. ,Das ist ein trostloses Gefühl', heißt es sogar bei dem liebestollen Heinrich Heine, ,wenn wir im heißesten Rausche an künftige Nüchternheit und Kühle denken und aus Erfahrung wissen, dass die hochpoetischen heroischen Leidenschaften ein so kläglich prosaisches Ende nehmen'!
Doch wird zumal der Mann sich im Regelfall vielleicht nicht so ohne Weiteres damit abfinden, nicht einmal ein Intellektueller ist da ein so radikaler Logiker. Wie aber dürfte er sich erlauben, um seines ephemeren Abgangs willen eine amtierende Regierungschefin herzunehmen? Wird die Frau, Regentin oder nicht, sich ihm also von sich aus anbieten?
Nicht so recht eigentlich, da sie, wie sie weiß, ihn dadurch ja bewusst um die wahre Lust betrügen würde, wie er sie sich von Jugend auf selbst zu verschaffen gewohnt ist! Wird sie wie Elizabeth Kiehl in ,Schoßgebete' versuchen, seiner Selbstbefriedigung jetzt so nah wie möglich zu kommen? Sie wird sich aber auch nicht danach drängen, ihn ihrerseits zu masturbieren, weil sie sicher ist, dass er auch das selber besser, oder besser selber, kann! „Gegen jahrzehntelange Sexsozialisation kommt man mit eigenen Ideen nicht an. Also besteht meine Herausforderung darin, so nah wie möglich an seine Selbstbefriedigung zu kommen, mit mehr Mitteln natürlich.“
Sie wird ihm unaufgefordert nicht einmal einen blasen und ihn oral befriedigen wollen, weil auch das hinter seiner Selbstbespaßung zurückbliebe … –
Sie wird sich ihm, wenn's ihn danach verlangt und sie ihn liebt, aber auch nicht verweigern; auch wenn sie ihn nicht unbedingt dazu ermuntert.
Ebenso wenig wird sie sich aber auch danach drängeln, sich von ihm, manuell oder oral, klitoridal befriedigen zu lassen, weil sie weiß – und weiß, dass auch er es weiß –, dass sie auch das selber besser, oder besser selber, kann.
Mit einem Wort, sie wird sich, am Ende des Tages, eher abwartend und taktierend verhalten!
Sie könnte dann leicht als spröde oder gar geschlechtskalt, frigide, erscheinen. Der Begriff ist aber doppeldeutig: Ist damit gemeint, die Frau sei an sich unsinnlich und habe, als ein kalter Fisch, selber keinerlei libidinöse Bedürfnisse, – oder meint man, sie gebe sich, eigener Bedürfnisse ganz ungeachtet, nur ungern für die einseitige Befriedigung des Mannes her? Es könnte gut nur Letzteres besagen, da sie ihren eigenen sexuellen Bedürfnissen optimal ohnehin nur in der Selbstbefriedigung genügt und – mit Recht von sich auf ihn schließend – dem Mann dasselbe unterstellt.
So ist es womöglich bloß ihre weibliche Intelligenz und Wahrhaftigkeit, derentwegen sie nachgerade als spröde erscheint. Es bleibt hier allein verbal schon bei der ,Last mit der Lust' – ist das nicht eine Situation, die man nur als verhext bezeichnen kann?
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