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Was sagt das WWW zur Wollust der Frau – 1?

Blog 65


Nachdem wir das World Wide Web nach der weiblichen Onanie durchkämmt – und ihm eher entnommen haben, dass es keinen vaginalen Orgasmus gibt, – was sagt das WWW explizit zu dessen Existenz?

Natürlich gibt es gleich eine wahre Inflation von Treffern. Der chronologisch erste, auf den ich stieß, ist unter Deutschlandfunk Kultur der Artikel ,Das Ende der Mystifizierung' von Anke Schaefer vom 4. Februar 2021:

„Beim heterosexuellen, partnerschaftlichen Sex kommt laut US-Forschern ein Drittel der Frauen nicht zum Orgasmus. Sexspielzeug verspricht schnelle Befriedigung. Therapeutinnen raten, das Lustempfinden nicht allein auf den Höhepunkt hin auszurichten.

Manche Frauen erreichen ihn schnell. Andere langsam. Manche bekommen ihn gar nicht. Den Orgasmus.

Martina: ,Das ist ein sehr intensives Gefühl. Man selbst existiert gar nicht mehr so richtig, man löst sich auf, man geht so auf im Universum. So fühle ich das.'

Elke: ,Also ich brauche sehr lange, um zum Orgasmus zu kommen. Das ist schon mein Leben lang so und das ist auch in Ordnung so für mich. Das ist auch bei mir ein Unterschied, ob ich jetzt mit einem Partner den Sex habe, oder eben mit mir alleine, also da gibt es durchaus Unterschiede.'

Natalie: ,Wenn ich es drauf anlege, kann ich ihn ganz schnell haben. Weil man sich kennt, weil man seine reizbaren und erregbaren Stellen weiß und damit umgehen kann, damit spielen kann.'

Erforscht haben den Orgasmus in den 1950er- und 1960er-Jahren William Masters und Virginia Johnson. Demnach hat der sexuelle Reaktionszyklus für Frauen und für Männer vier Stufen: Erregung, Plateau, Orgasmus, Rückbildung. In der Erregung schwellen die Genitalien an. Bei der Frau die Klitoris, die Schamlippen, die Brustknospen. Beim Mann erigiert der Penis. Die Plateauphase ist der genussvolle Weg, der zum Orgasmus führen kann.

Hyperventilation mit erhöhter Atemfrequenz, Tachykardie mit rasenden Herzschlägen, erhöhter Blutdruck, häufige Transpiration, Kontraktionen der Vagina, des Uterus, beziehungsweise des Penis und der Prostata, des Schließmuskels und der Beckenregion.

Schreibt Claus-Steffen Mahnkopf in ,Philosophie des Orgasmus'.

,Ein Gefühl, so ganz aus dem Alltag heraus zu sein'

Eva: ,Das Tolle daran ist ein Gefühl, so ganz aus dem Alltag heraus zu sein, so ganz bei mir zu sein, mich so rund und ganz zu fühlen. Aber auch so das Gefühl, ja, in der Beziehung, das ist in Ordnung, ich muss mir keine Sorgen machen um die Beziehung, es ist mehr so etwas, was einen raus nimmt, aus allen Sorgen und Ängsten, die einen oft umtreiben.'

Im Französischen nennt man den Orgasmus den ,kleinen Tod'. La petite mort. Wenn er vorüber ist, kommt alles wieder zur Ruhe.

Die griechische Mythologie erzählt vom Priester Teiresias, der erst Mann und dann Frau war und wegen dieser Doppelkompetenz von Zeus und Hera gebeten wurde, über das Lustempfinden der Geschlechter Auskunft zu geben. Er bekundete, die Lust der Frau sei neunmal größer als die der Männer.

Claus-Steffen Mahnkopf, ,Philosophie des Orgasmus'.

Elke: ,Es ist so ein Kribbeln, es zieht durch den ganzen Körper, es ist auch mit Kontraktion verbunden, ja, das fühlt sich schon auch nicht schlecht an!'

Vor etwa 70 Millionen Jahren hat sich der Orgasmus entwickelt. Die Kontraktionen erfolgen alle 0,8 Sekunden. Bei der Frau normalerweise 3-5, maximal 10-15 Mal, beim Mann je nach Ejakulationsmenge. Der Orgasmus der Frau dauert empirischen Studien zufolge zwischen 13 und 51 Sekunden. Der Orgasmus des Mannes im Durchschnitt 12,2 Sekunden, so schreibt Claus-Steffen Mahnkopf in ,Philosophie des Orgasmus'. Im heterosexuellen Sex gemeinsam zu kommen – gar nicht einfach.

Martina: ,Ich hab’s erlebt. Das ist wie Schweben. Wenn es gemeinsam passiert ist, dann hat es so einen Schwebecharakter gehabt.'

Von dieser Erfahrung können viele Frauen nur träumen. 2017 haben amerikanische Forscher über 50.000 Frauen und Männer zwischen 18 und 65 Jahren befragt und erfahren, dass im heterosexuellen, partnerschaftlichen Sex ein Drittel der Frauen überhaupt nicht kommt. Anders die Männer, sie gaben zu 95 Prozent an, hier einen Orgasmus zu haben. Die Wissenschaft spricht in Anlehnung an den ,gender pay gap' von einem ,orgasm gap'.“ Ende des Ausschnitts!

Da es eine ,Philosophie des Orgasmus' gibt, muss ich mich als Philosoph putzen!

„Das ist ein sehr intensives Gefühl. Man selbst existiert gar nicht mehr so richtig, man löst sich auf, man geht so auf im Universum. So fühle ich das“: Damit schlägt die orgasmisch zerschmelzende Martina gleichwie manch mittelalterlicher Mystiker – oder Mystikerin, eine sogenannte ,Braut Jesu' – eine Verbindung von der sexuellen Ekstase zu angeblich religiöser Erfahrung. So leicht dürfte es der physikalischen Kosmologie allerdings nicht geworden sein, zu einer konsistenten Theorie des Universums seit dem Urknall zu kommen! Ist Martina sich aber auch wirklich darüber im Klaren, dass es allein die von ihr selbst produzierten Endorphine und Opiate sind, die bei ihrer Onanie ausgeschüttet werden? Denn: „Im heterosexuellen Sex gemeinsam zu kommen – gar nicht einfach.“ Und, so Marianne in Schätzings ,Limit' über ihre endogenen Drogen: „Wir sind ein Chemiebaukasten... Endorphin, Serotonin, Dopamin, Noradrenalin. Mal geschüttelt, mal gerührt“!

Nur ein Drittel der Frauen, das im heterosexuellen, partnerschaftlichen Sex überhaupt nicht kommt? Hatten wir da nicht bereits anderslautende und wahrscheinlichere Informationen? Haben da bei der Umfrage vielleicht wieder mal zwei Drittel geschwindelt? Denn, so Nathalie Weidenfeld: „Sex und Kinder sind die beiden Themen, bei denen die Frauen am meisten lügen.“

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