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Der klitorale oder klitoridale Orgasmus (wir behandeln beide Begriffe als synonym) kommt, wie der Name sagt, hauptsächlich durch die Stimulation des weiblichen Kitzlers zustande. Die Klitoris (von griechisch κλειτορίς, ,kleiner Hügel') befindet sich im Schoß der Frau ziemlich weit unterhalb des Schambergs, wo er sich einkerbt und zur Furche der Vulva aufzuspalten beginnt. Das kleine aus Schwellkörpergewebe gebildete Organ ist vom Körperinnern nach außen hin dem Arcus pubis angefügt und hat eine entscheidende Funktion beim Sex und Orgasmus der Frau.
Es ist so eng mit ihrer erotischen Phantasie und Sexuallust verbunden, dass die weibliche Hypersexualität: die Nymphomanie, nachgerade auch Klitoromanie genannt wird. Klitoromaninnen lassen sozusagen gar nicht mehr die Finger davon. Bei der sexuellen Erregung beginnt der Kitzler, gleich dem männlichen Penis, anzuschwellen. Das ist nicht nur bei den Menschenfrauen, sondern bei allen weiblichen Säugetieren so.
Die Klit ist ein komplexes erektiles Organ. Im Querschnitt zeigt sich ein paariger Aufbau, der über Bindegewebskonstruktionen am Schamberg und mit den kleinen Labien verbunden ist. Der ,kleine Hügel' ist also nicht statisch, sondern insofern durchaus dynamisch, als er bei entsprechender Erregung zu einem wulstigen Damm anschwellen kann.
Die Ähnlichkeit zum männlichen Penis geht noch weiter, denn auch die Klit hat eine Art Eichel, die auf Latein so genannte Glans clitoridis, die gewöhnlich unter der Klitorisvorhaut, dem Praeputium clitoridis,verdeckt liegt. Die Eichelgeht körpereinwärts über in den Klitorisschaft, der dann in die beiden Schwellkörper verzweigt. Bei manchen Frauen im Zustand sexueller Erregung ragt die Glans clitoridis fast genauso prall und strotzend hervor wie die männliche Glans penis – mit dem Unterschied, dass sie nicht wie diese eine Öffnung für die Harnröhre hat, da ja, was nicht jedermann weiß, die weibliche Harnröhrenmündung, Ostium urethrae externum, an einer eigenen Stelle mittlings zwischen der Klit und Scheidenöffnung liegt. Tatsächlich scheinen viele Jugendliche, die nicht durch eine Schwester eines Besseren belehrt werden, der Meinung, die Frauen würden ihren Harn aus der Vagina abschlagen.
Offenbar ist der einmal erregte Kitzler geradeso reizempfindlich wie vergleichsweise der männliche Penis an der opalisierenden Unterseite gleich unterhalb des Vorhautbändchens.
Die längste Zeit der Menschheitsgeschichte war von dem ganzen Organ überhaupt nur die sichtbare Klitoriseichel bekannt, doch bildet die Klitoris laut Wikipedia ein ganzes System von Nerven und Schwellkörpern: die Eichel, die sichtbar oder hinter einer Falte der kleinen Schamlippen liegt; zwei zwiebelförmige Schwellkörper, die teils der Vorderwand der Vagina anliegen; und zwei sechs bis neun Zentimeter lange tief ins Körperinnere reichende Schenkel. Die kleinen Labien formen da, wo sie auslaufen, die paarigen Frenula clitoridis – Klitorisbändchen – und bilden an der klitoralen Unterseite eine medial verlaufende Weichteilfalte, die von der Vereinigungsstelle beider kleiner Labia zur Glans clitoridis verläuft.
Biomechanisch wird angenommen, dass bei der Penetration der Vagina durch den Penis oder ein anderes Sexspielzeug sich der Zug an den kleinen Schamlippen auf die von ihnen zur Klit ziehenden Bändchen überträgt. Hierdurch soll sich bei der Kopulation die Klitoriseichel dem penetrierenden Penis nähern und durch Friktionsbewegung die sexuelle Erregung verstärken. Inwieweit die – relativ optimistische – Annahme wirklich zutrifft, können von Fall zu Fall nur die Frauen selber wissen.
Fachmännisch zusammengefasst: Die Klitoris besteht aus zwei am Sitzbeinausschnitt befestigten Schwellkörperschenkeln, den Crura clitoridis, die sich unter dem Arcus pubis zum Klitorisschaft, Corpus clitoridis, vereinen. Das freie Ende ist zur Glans clitoridis erweitert, diese ist von der Klitorisvorhaut, Praeputium clitoridis, bedeckt. Durch ein Band, das Ligamentum suspensorium clitoridis, ist der Kitzler am Unterrand der Schambeinfuge befestigt. Der Schwellkörper im Schaftbereich, Corpus cavernosum clitoridis, ist ein paarig angelegtes Organ von schwammartiger, kavernöser Natur, das sich in Richtung der Schambeinfuge zum Corpus clitoridis bis hin zur Klitoriseichel vereinigt. Die zwei parallelen Schwellkörper des Schafts sind durch eine faserige kollagene Hülle, die Tunica albuginea, umgeben, die in Richtung Glans mit der Klitorisvorhaut verschmilzt. Ist die Klit gehörig erigiert, sieht sie fast so aus wie die Glans des männlichen Gliedes, so als wäre sie durch eine Ausstülpung der Vagina oder – ketzerisch gesagt – evolutionär durch eine Rückbildung des männlichen Penis entstanden.
Es kann aber auch, feministisch gesehen, der Penis theoretisch durch eine weitere Verlängerung der Klitoris entstanden sein. In Wahrheit natürlich entwickelten sich beide Organe in jahrmillionenlanger Koevolution parallel und miteinander koordiniert. Maßen der sexuelle Auswuchs auf der männlichen Seite sich ausstülpte, desto größer musste auf der weiblichen Seite die sexuelle Einstülpung werden, und umgekehrt.
Wie dem auch sei, ist und bleibt es nicht eine stupende Erscheinung, wie das alles einfach durch die natürliche biologische Evolution – genetische Selbstorganisation samt Selektion! – entstehen konnte?
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