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Kennt Desmond Morris einen vaginalen Orgasmus?

Blog 61


„Dies also sind“, so Morris, „die auf den Partner in der Wechselfolge des Vorspiels zur Begattung einwirkenden Sexualreize, die ihn in physiologisch ausreichende Bereitschaft zur anschließenden Begattung versetzen. Diese beginnt mit dem Einführen des Penis in die Vagina; zumeist geschieht dies bei horizontaler Lage des Paares, der Mann, Gesicht gegen Gesicht, über der Frau, die ihre Beine spreizt. Es gibt zahlreiche Abwandlungen dieser Stellung, wie wir noch diskutieren werden; die eben geschilderte ist jedoch die häufigste und ganz und gar typische.

Nach dem Einschieben des Penis vollführt der Mann mit seinem Becken eine Reihe rhythmischer Stöße. Diese können nach Stärke und Geschwindigkeit unterschiedlich sein; sie sind jedoch, wenn keine Hemmungen vorhanden sind, schnell bei gleichzeitigem tiefem Eindringen. Mit dem Fortgang der Begattung gekoppelt ist eine Tendenz zur Verringerung der Berührungen mit Mund und Hand, zumindest hinsichtlich ihrer Zartheit und ihres Gesamtumfangs. Dennoch halten diese nun nur noch zusätzlichen Arten gegenseitiger Reizung in gewissem Ausmaß während fast des ganzen Ablaufs der Begattung an.

Die Phase der Begattung ist im typischen Fall sehr viel kürzer als die des Vorspiels. Der Mann gelangt zur Endhandlung, dem Ausstoßen des Spermas, meist innerhalb weniger Minuten, falls er sich nicht bewusst einer Verzögerungstaktik bedient. Während bei den übrigen Primaten die Weibchen in der Abfolge ihres Sexualverhaltens anscheinend keinen Höhepunkt erleben, steht der nackte Affe diesbezüglich einzigartig da: Wenn der Mann den Begattungsakt über eine längere Zeit hinauszieht, erreicht auch die Frau schließlich einen Höhe- und Endpunkt, das explosive Erlebnis des Orgasmus – genauso heftig und die Hochspannung lösend wie beim Mann, und auch physiologisch mit dem seinen identisch, ausgenommen lediglich die Ejakulation. Manche Frauen erreichen diesen Punkt sehr schnell, andere überhaupt nicht; im Durchschnitt kommt es dazu zehn bis zwanzig Minuten nach Beginn der Begattung.

Diese Diskrepanz zwischen Mann und Frau bezüglich der Zeit, die für das Erreichen des sexuellen Höhepunktes und das Lösen der Spannung benötigt wird, ist sonderbar. Wir werden das noch im einzelnen zu diskutieren haben, und zwar dann, wenn wir die funktionelle Bedeutung der verschiedenen sexuellen Verhaltensweisen besprechen. Hier mag genügen, dass der Mann den Faktor Zeit ausschalten und den weiblichen Orgasmus auslösen kann, und zwar entweder durch Verlängern und Steigern der Reizung beim Vorspiel (so dass die Frau bereits vor Einführen des Penis hoch erregt ist); außerdem dadurch, dass er sich während der Begattung verzögernder Techniken bedient und so seinen eigenen Höhepunkt hinausschiebt; ferner durch Fortsetzen der Begattung unmittelbar nach der Ejakulation so lange, bis die Erektion zurückgeht; oder schließlich dadurch, dass er nach kurzem Ausruhen die Begattung zum zweiten Mal vollzieht. In diesem Fall ist sein Sexualtrieb bereits abgeschwächt; er wird also ganz automatisch längere Zeit bis zum nächsten Orgasmus brauchen und so der Frau genügend Zeit lassen, auch den ihren zu erreichen. Dem Eintreten des Orgasmus bei beiden Partnern folgt gewöhnlich eine beträchtliche Zeit der Erschöpfung, Entspannung, Ruhe, häufig auch des Schlafes.“

Bis zum ,Eintreten des Orgasmus bei beiden Partnern': So weit die Theorie des eloquenten britischen Zoologen, und gut daran scheint jedenfalls die Würdigung der herausragenden Bedeutung des weiblichen Kitzlers: dass ,sich der Mann größtenteils auf die Klitoris der Frau konzentriert … auf ähnliche Weise reizt der Mann die weiblichen Genitalien, insbesondere die Klitoris, wiederum häufig mit rhythmischen Bewegungen', – auch wenn dies vielleicht mehr eine Morris'sche Wunsch- oder Idealvorstellung war, als dass es realistisch die vorherrschende Praxis wiedergab; denn der britische Biologe schrieb zu einer Zeit, als die Pornografie, von der die Männer seither das Meiste über den weiblichen Sex gelernt haben dürften, offiziell noch verboten war: „...Hat er sich bestimmt vom Porno abgeguckt“, sagt Elizabeth Kiehl in Charlotte Roches ,Schoßgebete' über ihren Mann Georg. „Hat alles, was er mit meiner Muschi kann, aus Pornos gelernt. Und das ist viel“!

Davon abgesehen aber scheint es allein mit der klitoridalen Miteinbeziehung noch nicht recht getan, insinuiert es doch immer noch, dass das sexuelle Vergnügen dabei absolut wechselseitig und synchronisiert sei: „Während bei den übrigen Primaten die Weibchen in der Abfolge ihres Sexualverhaltens anscheinend keinen Höhepunkt erleben, steht der nackte Affe diesbezüglich einzigartig da: Wenn der Mann den Begattungsakt über eine längere Zeit hinauszieht, erreicht auch die Frau schließlich einen Höhe- und Endpunkt, das explosive Erlebnis des Orgasmus – genauso heftig und die Hochspannung lösend wie beim Mann, und auch physiologisch mit dem seinen identisch, ausgenommen lediglich die Ejakulation. Manche Frauen erreichen diesen Punkt sehr schnell, andere überhaupt nicht.“

Die meisten aber koital doch eher so gut wie überhaupt nicht!

Dann dürfte es aber auch nicht „genügen, dass der Mann den Faktor Zeit ausschalten und den weiblichen Orgasmus auslösen kann, und zwar entweder durch Verlängern und Steigern der Reizung beim Vorspiel (so dass die Frau bereits vor Einführen des Penis hoch erregt ist); außerdem dadurch, dass er sich während der Begattung verzögernder Techniken bedient und so seinen eigenen Höhepunkt hinausschiebt; ferner durch Fortsetzen der Begattung unmittelbar nach der Ejakulation so lange, bis die Erektion zurückgeht; oder schließlich dadurch, dass er nach kurzem Ausruhen die Begattung zum zweitenmal vollzieht.“ Oder dass er, nach Simone de Beauvoirs Insinuation, wie ein Inder nebenher Pfeife raucht.

Ziemlich naiv nämlich scheint der Biologe, ausgehend von falschen Voraussetzungen, die Prioritäten zu vertauschen: dass es de facto einen vaginalen Orgasmus gibt – und dass die klitoridal Stimulation nur dazu dient, die Frau richtig in Fahrt zu bringen. Die Klitoris sei nur dazu da, sie so weit aufzugeilen, dass sie für den finalen Orgasmus präpariert ist, – der dann aber durch den Penis in der Vagina zustande kommen soll.

Offenbar vertraut der Zoologe allein auf die indirekte Reizung des Kitzlers durch ,die Zugwirkung der Stöße des Mannes' für den weiblichen Orgasmus: Zumal die Stellung vis-à-vis ermögliche ,eine maximale Reizung der Klitoris während der Beckenstöße des Mannes. Gewiss wird sie stets, und zwar unabhängig von der Stellung des Mannes in Bezug auf die Frau, passiv gereizt durch die Zugwirkung der Stöße des Mannes; bei der frontalen Paarung kommt jedoch der direkte rhythmische Druck der männlichen Beckenregion auf die Zone der Klitoris hinzu, was die Reizung ganz beträchtlich erhöht'. „Bei jedem Stoß des Penis wird die Klitoris-Region nach unten gezogen, mit dem Zurückziehen des Penis bewegt sie sich wieder aufwärts. Dazu kommt der von der Beckengegend des frontal begattenden Mannes ausgeübte rhythmische Druck auf die Zone der Klitoris: Es erfolgt sozusagen eine regelrechte Massage der Klitoris, die – geschähe derlei beim Mann – einer Onanie gleichkäme.“

In Wahrheit scheint diese mehr oder minder passive Reizung allein aber eben nicht zu genügen, so dass die Frau überhaupt nur durch die direkte Stimulation der Klitoris zum Orgasmus kommt: „Entgegen früheren Annahmen“, so jedenfalls Wiki, „sprechen aktuellere wissenschaftliche Untersuchungen dafür, dass 70 bis 80 % der Frauen ausschließlich durch direkte Stimulation der Klitoris einen Orgasmus erreichen können. Obwohl indirekte Stimulation der Klitoris dazu ebenfalls ausreichend sein kann, ist vom empirischen Standpunkt davon auszugehen, dass die Mehrheit der Frauen durch bloße Penetration des Penis in die Vagina keinen Orgasmus erreichen kann.“

Demnach wäre es genau umgekehrt: Die klitoridale Reizung ist nur eine akzidentielle Begleiterscheinung und Nebenwirkung des Koitus – ein collateral benefit –, während der finale Orgasmus außerhalb der Vag an der Klit stattfindet. Nirgends findet sich bei Morris der klare Hinweis darauf, dass der weibliche Orgasmus durch die Reibung der vaginalen Häute durch den Penis durchwegs nicht, sondern überhaupt nur durch die klitorale Stimulation erreicht werden kann!

Es ist mithin auch nicht „sonderbar, dass zwischen Mann und Frau bezüglich der Zeit, die für das Erreichen des sexuellen Höhepunktes und das Lösen der Spannung benötigt wird, eine Diskrepanz“ besteht: Die Diskrepanz besteht ja immer und überall so lange, wie – unabhängig davon, was sonst noch passiert – die Frau nicht direkt am Kitzler zum Orgasmus kommt!

Wird die Klittie auf die gleiche Weise stimuliert wie der Penis bei der Begattung, dann gibt es keine solche Diskrepanz; wird sie dagegen nicht so stimuliert, besteht die Diskrepanz nicht nur innerhalb derselben Zeit nicht, sondern darin, dass die Frau überhaupt nicht zum sexuellen Höhepunkt und Lösen der Spannung kommt!

Sagt aber dazu, und wie das zu geschehen und erfolgreich zu erfolgen hat, der tierische Gelehrte nicht allzu wenig?

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