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freudholdriesenhar

Ist der Onlinesex das Ende der sexuellen Revolution?

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Damit wären dann anscheinend aber auch die vielbeschworenen sexuellen Revolutionen an ihr absolutes Ende gelangt und nichts weiter mehr davon zu erwarten.

Mit einem verblüffenden Ergebnis: Der menschliche Sexus, der stets an der mangelhaften Verwirklichung seines latenten Potenzials litt und dies als gesellschaftliche – und wie immer natürliche? – Repression empfand (– I can't get no satisfaction! war das gefrustete Schibboleth einer ganzen Generation , das sich seit der Epiphanie des Internets offenbar aber ziemlich beruhigt zu haben scheint!), ist zur völlig durchdigitalisierten schrankenlosen Onanie befreit! Damit scheint für alle Männer, die schon Erfahrungen mit dem ,Weib' haben, der sex for one vor dem Bildschirm sogar befriedigender als der beim zwischengeschlechtlichen Verkehr.

Aber selbst diejenigen, die noch keine Erfahrung mit Frauen haben, dürften von den entfesselten Möglichkeiten der ipsistischen Lust so gefangen sein, dass sie auf den Gedanken, sie mit dem ,Weib' zu toppen, oft erst gar nicht mehr kommen. Sie beschränken sich ganz auf die Masturbation beim Onlinesex.

Ist das vielleicht nicht der Trend unter der heutigen Jugend? Dann war das aber das letzte Kapitel von der sexuellen Revolution.

Und doch ist es noch nicht das letzte Kapitel des Sexus in der Welt! Denn zugleich mit der Entdeckung der Möglichkeiten optimaler ipsistischer Lust entsteht ein neues Problem: Wie verträgt dieser einsame solipsistische Hedonismus sich mit der Lust zu zweit? Schließlich kann, wenn die menschliche Art nicht aussterben soll, der Sex nicht nur auf den narzisstischen eingegrenzt bleiben!

In anderen Worten: Wie ist die heutige Lust am Eros mit der Lust an der Liebe in Einklang zu bringen? Wie der Sex im Internet mit dem zwischenmenschlichen Sex zu versöhnen?

Das ist das Problem, dem sich aufrichtig erst, in ihrem Roman ,Schoßgebete', eine moderne Autorin wie Charlotte Roche stellt!

So wird durch den Porno die Liebe selbst aufgewertet! Will heute ein Mann eine Frau haben, dann nicht unbedingt mhr – anders als vordem – vornehmlich um seines sexuellen Genüges willen. Das kann er aus der digitalen Konserve besser haben.

Er wird die Frau stattdessen um ihrer Menschlichkeit willen begehren!

Und bei den Frauen war es, was die Sexuallust betrifft, ja immer schon Jacke wie Hose, ob sie einen Mann im Schoß haben oder nicht, wenn ihr Orgasmus hauptsächlich klitoridaler, nicht vaginaler Natur ist und sie daher mit klitoridaler Masturbation besser dran sind als mit vaginaler Penetration.

Spätestens jetzt aber werden sich auch die durch den Porno ,verwöhnten' Männer bewusst, dass es im Grunde nicht der sexuellen Wollust wegen sein kann, warum sie im Schoß der Frau liegen wollen, – sondern dass es im Wesentlichen die geliebte Frau selber ist, mit der sie sich um ihrer Liebe und ihres ,Besitzes' willen auch fleischlich vereinigen wollen!

Wir hatten es schon einmal: In Daniel Kehlmanns Roman ,Die Vermessung der Welt' nennt der epochale Mathematiker Carl-Friedrich Gauß – Princeps mathematicorum –, da er zu früh geboren sei, um die stets neuen utopischen technischen Möglichkeiten mitvollziehen zu können, sich einen ,Idioten der Zukunft' – in dem Sinn, als er hinter der kollektiven wissenschaftlich-technischen Intelligenz, die sich dann noch entwickelt, auf seinem gegenwärtigen Wissensstand zutiefst in die Röhre schaut. Im selben Sinn, ließe sich sagen, waren die Männer und Frauen der vergangenen Generationen, die ohne die unzensierte voyeuristische Freizügigkeit des digitalen Onlinesex auskommen mussten, die Puritaner zukünftiger Wollust!

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