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Soll es auf dem Porno- oder Onlineset nicht gleich zur koitalen Vereinigung kommen, werden erst noch die Rollen vertauscht und die Stellung gewechselt, wobei die Frau jetzt ihrem Partner den gleichen genitalen Gefallen tut wie er klitoral zuerst ihr, – gesetzt immer, dass es auch wirklich ein Gefallen ist.
Jetzt nimmt sie ihrerseits seinen Steifen, Eichel voran, zwischen die Zähne, wozu sie je nach Bestückung des Partners den Mund mehr oder weniger weit aufmachen muss. Wie gesagt, je nachdem.
Bei dieser so genannten Fellatio – von römisch fellare, ,saugen' –, umgangssprachlich auch ,Schwanzlutschen', ,Blasen' oder neudeutsch Blowjob genannt, wird der männliche Penis durch Mund, Zunge und Lippen der Partnerin (oder des Partners) durch Lutschen und Saugen gereizt. Auch das war, den Skulpturen auf antiken römischen Öllampen nach, schon bei den Alten gang und gäbe. Da die Nerven des Penis, vor allem vorn gleich unterhalb der glandialen Kranzfurche samt Bändchen, frenulum glandis, direkt in die erogenen Regionen des männlichen Gehirns leiten, leckt die Frau gleichsam direkt im Lustzentrum des Mannes herum. Wieder ist meist genau zu merken, welche der Sylphen den Job nur laut Drehbuch machen – soweit es ein solches gibt –, und welche ein wirkliches Faible dafür haben. Natürlich sind auch nur diese für den Job wirklich geeignet.
Nicht wenige aber haben tatsächlich einen echten Eros dafür, so dass die Männer – wie in dem Film ,Deep Throat' – schon unter ihrer Zunge und zwischen ihren Lippen kommen. „Leider kann ich nicht wie die Frauen im Pornofilm“, bemerkt bescheiden Elizabeth Kiehl in Charlotte Roches ,Schoßgebete', „diesen Trick mit dem ganz Reinstecken, also am Kotzezäpfchen vorbei. Hab mehrmals fast gekotzt und es dann schnell wieder drangegeben. Man muss ja nicht alles nachmachen von Pornofilmen!“ Genau!
Dabei besteht natürlich auch hier das Problem, dass die Frau von außen her nie genau wissen kann, wo und mit welchem Aplomb genau sie ihre Zunge und Zähne gebrauchen muss, um im Gehirn des Partners exakt die richtige Stelle zu treffen, wo das elysische Feld seiner Lust etabliert ist. Selbst wenn er ihr noch so genaue Instruktionen gibt, wo und wie sie jeweils lutschen und knabbern soll, ist sie doch niemals in der Lage, das mit der gleichen Akkuratesse zu tun, wie er sich selbst von sich aus befingern kann.
Außerdem bleibt natürlich die Frage, was all das Schlecken und Schlabbern hilft, wenn es nicht zugleich auch mit den intimsten subjektiven Gedanken und erotischen Phantasien des Mannes einhergeht, als welche vermöge winzigster Hirnströme akkurat zu den richtigen Zellen, Quellen, Vesikeln und Molekülen seiner Lust führen. Diese aber erspürt immer nur das empfindende Subjekt selber! Dasselbe Problem haben natürlich auch die Darsteller bei den – eher selteneren – homosexuellen Szenen.
Aber sonderbar! Etwas dabei fällt auf: Nur sehr wenige der Aktricen scheinen das männliche Glied mit der gehörigen zärtlichen Hingabe handhaben zu können. Sie wissen meist nicht einmal, dass sie – wie's in jedem Arztbuch zur Eheberatung steht – das männliche Glied besonders an der empfindsamen Ausbuchtung vorn unterhalb der Kranzfurche mit dem Vorhautbändchen karessieren müssen, – indem sie es mit der Hand genau so umfassen, dass der Daumen oberhalb des Penis, die vier Finger aber unterhalb geschlossen nebeneinander von der Eichel abwärts aufliegen und sie deutlich die geblähte Schwellung unterhalb der corona glandis unter den Fingern pulsieren spüren. Sie können dann auch, wenn sie den Daumen gegen die Finger pressen, genau spüren, welchen Druck sie ausüben müssen, um ihn optimal zu erregen. Stattdessen rubbeln sie meist dilettantisch mit ganzer Faust den Ständer barbarisch auf und ab. „In Pornofilmen“, so wieder Elizabeth Kiehl, „reißen die Frauen den Männern immer mit der Hand die Vorhaut vor und zurück. Vor allem das Zurückreißen geht für meinen Mann gar nicht. Ihm tut das richtig weh. Keine Ahnung, warum die so was in Pornofilmen trotzdem immer zeigen.“ Sie selbst dagegen: „Er liebt es, wenn ich seine Sexdienerin bin. Ich wiederhole alles, was ich kann und gerade beschrieben habe, mal in schnellem und dann in langsamem Rhythmus. Ich muss gar nicht mehr nachdenken, alles geht wie von allein, wie auf Droge.“
Analogerweise sollte sie mit wechselndem Druck der Zunge die blau opalisierende Stelle vorn direkt unter der glandialen Kranzfurche lecken und kitzeln. Manche Odalisken der Leinwand kennen offenbar weder das Schmetterlingsflattern noch den seidenen Strudel. Dabei kann es kaum daran liegen, dass sie, bevor sie zur Sache kommen, einfach nicht die nötige Zeit haben, sich dem Ding mit der nötigen Hingabe zu widmen, denn die Amateurinnen der privaten Szenen im Homegrown sex machen es meist auch nicht besser.
Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel, und manche eine Darstellerin legt eine solch virtuose Geschicklichkeit an den Tag, dass es die berühmten Hetären der Antike – eine Lais von Korinth oder Hykkara, eine Thaïs oder Phryne von Athen, oder Gustave Flauberts Kuchuk Hanem in Kairo – kaum besser hingekriegt haben können.
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