top of page
Suche
  • freudholdriesenhar

Was trägt der Onlinesex zur sexuellen Aufklärung bei?

Blog 90


Alle vorsintflutlichen Erkenntnisdefizite und Vorurteile über die weibliche Sexualität werden revidiert und dringen im Wesentlichen erst mit dem Porno ins öffentliche Bewusstsein.

„...Hat er sich bestimmt vom Porno abgeguckt“, bemerkt Elizabeth Kiehl in Charlotte Roches ,Schoßgebete' typischerweise über ihren Mann Georg. „Hat alles, was er mit meiner Muschi kann, aus Pornos gelernt. Und das ist viel.“ Das dürfte für eine Vielzahl von Männern gelten!

Spielt aber bei der Wahrheit über die weibliche Sexualität der Porno und Internetsex nicht eine zweischneidige und doppeldeutige Rolle? Oft genug, so scheint es, machen uns da die Darstellerinnen beim Vaginalverkehr – ,ich komme, ich komme' stöhnend – einen Orgasmus vor, den sie aber, wenn es keinen vaginalen Orgasmus gibt, in Wahrheit gar nicht haben können, so dass ihre Ekstase nur vorgetäuscht sein kann und auf einem ausgemachten Schwindel beruht. Das sogenannte Fake orgasm. Wir werden also auch hier trügerisch-demagogisch hinters Licht geführt.

Andererseits aber scheinen die Darsteller sich der eminenten Bedeutung der weiblichen Klitoris wohl bewusst: Es kommt kaum mehr ein Koitus auf die Leinwand, den Set oder Bildschirm, der nicht durch einen mehr oder minder ausgiebigen Cunnilingus durch den Mann (gefolgt von einer Fellatio durch die Frau; oder vice versa) gleichwie den Hors d’œuvre bei einem kulinarischen Bankett eingeleitet wird! Ob die Frau dabei wirklich zum Orgasmus kommt oder nicht – was eventuell nicht zuletzt von der Geschicklichkeit und Hartnäckigkeit ihres Partners abhängt... –, jedenfalls wird erst jetzt der Kitzler seiner herausragenden Bedeutung nach geschätzt. Es wird ihm mehr der Ehre getan, als es seit den Darstellungen auf den römischen Vasen und pompejanischen Fresken im Lauf der Geschichte jemals wieder der Fall gewesen sein dürfte. Es sei denn, auch die Motive gewisser Abbildungen des Rokoko sind beim Wort zu nehmen.

De facto erscheinen beim heutigen Onlinesex eine Vielzahl von Szenen, wo der Mann beim Pussylicking und Pussyeating gar einen solch ausdauernden Ehrgeiz entwickelt, dass seine Partnerin tatsächlich schon dabei ihr Kommen zu haben scheint. Wir können natürlich nicht wissen, ob und wann sie nicht auch hier bloß wieder simuliert.

Da der Oralsex ganz auf Symmetrie und Gegenseitigkeit beruht, scheinen Fellatio und Cunnilingus – auf Neudeutsch, Cocksucking, Pussylicking und -eating (ein beim Wort genommenes ,Vernaschen') – durch den rezenten Porno und Internetsex regelrecht zum modernen Sexualstandard geworden. Die professionellen Darsteller sind sich der weiblichen Lustfähigkeit durchaus bewusst, da sie sei's im Vorspiel ein ausgiebiges Pussylicking und -eating praktizieren, sei's während des Koitus die Klitoris der Partnerin ausdrücklich, nachdrücklich mit der Hand stimulieren oder sie von ihr selbst stimulieren lassen. Die 8000 Nerven und Sinneszellen des erogenen Organs leiten, unter der mikroskopisch dünnen Haut der glans clitoridis, den Reiz von da direkt ins gehirnliche Lustzentrum der Frau – in genau jene libidinösen Areale und Zentren, wo die sexuelle Lust entsteht, so dass der Mann praktisch direkt im Lustzentrum des weiblichen Hirns leckend zugange ist.

Sollte man meinen, man könnte einer Frau jemals näher sein als hier im direkten Epizentrum ihrer zerebralen Wollust? Das wäre sicher falsch und naiv. Das stimmt natürlich nicht. Da könnte ja jeder kommen. Auch um gezielt in ihrem Zentralnervensystem herumzufingern, braucht die Frau den Mann ja überhaupt nicht, auch das kann sie selber für sich allein besser. Um von einem Mann überzeugt zu sein, muss die Frau mit ganzem Gemüt und Seele von ihm erfüllt sein – und davon, dass er sich exklusiv um sie und ihre Nachkommenschaft kümmert und sein ganzes Leben lang für sie da ist. So einen Mann will die Frau haben. Eine Frau heiratet man entweder, oder man lässt sie in Ruhe. Manche Männer wissen das von Anfang an; andere brauchen ein halbes Leben, um es zu lernen.

Meist übrigens ist genau zu merken, welche Darsteller – kommerzielle oder private – nur Dienst laut Vorschrift tun, und welche ein wirkliches Talent zum Cunnilingus haben. Viele haben einen wirklichen Eros dafür – vermutlich werden sie von den Veranstaltern nicht zuletzt danach gecastet –, da sie manchmal gar nicht mehr damit aufhören wollen, so dass die Frau sichtlich schon unter ihrer Zunge zu kommen scheint. Natürlich bleibt auch hier das Problem, dass der Partner von außen her nie genau wissen kann, wo und mit welchem Nachdruck er gerade herumzüngeln muss, um genau die richtige Stelle mit dem elysischen Feld der Lust im Gehirn der Frau zu treffen. Selbst wenn sie ihm noch so genauen Aufschluss und Hinweis gibt, wo und wie stark er jeweils zulegen soll, ist er doch niemals in der Lage, das mit der gleichen Präzision und Akkuratesse zu tun, wie sie es sich selbst masturbierend vermag. Wozu auch sollte all das Geschleck und Gesauge dienen, wenn es nicht zugleich mit den intimsten erotischen Phantasien und Sehnsüchten der Frau korreliert, die vermöge winzigster Hirnströme zu den richtigen Drüsen und Vesikeln ihrer Lust führen? Diese aber spürt nur die Frau selber!

Dasselbe Problem haben natürlich auch die Akteurinnen lesbischer Szenen. Es gibt ja offenbar nichts, was eine Lesbe kann, was ein Mann nicht ebenso gut könnte; das Umgekehrte trifft nicht unbedingt zu.

In dem Film ,Barcelona für ein Jahr' sagt eine solche Tribade – Cecile de France – zu ihrem männlichen Freund – Alain Duris: „Schade, dass du kein Mädchen bist!“ Ihr Bedauern ist mir nicht nachvollziehbar: Was denn, das ein Mädel kann, sollte ein Mann nicht auch können? Und gegebenenfalls noch etwas mehr.

Lecken und schlürfen die wirklich Talentierten manchmal auch so tricky und virtuos, dass die Partnerin allein schon dadurch zur Klimax kommt, wird diese der Natur der Sache nach doch niemals so intensiv und vollkommen sein, wie wenn sie's sich allein selber macht. Hängt ihre sexuelle Erfüllung im Wesentlichen ja doch von den erotischen Ikonen und Idealen ihrer Phantasie ab, die hier, soweit sie nicht synästhetisch mitdenkt, ganz außen vor bleiben!

Es ist wie in der Fabel vom Hasen und dem Igel: Wo der Mann von außen her sich leidenschaftlich bemüht, sie ans Ziel ihrer Lust zu befördern, ist die Frau in ihrer Onanie von innen her immer schon da. Es ist, als kämpfte er mit ihren Labien wie mit Windmühlenflügeln, und jedermann ist hier ein Don Quijote. Verständlich daher, dass die Partnerin – wir sehen jetzt, warum – die Dinge oft selber in die Hand nimmt und neben der Kopulation her sich eigenhändig selbst befingert. Niemand kann das besser als sie selbst. Zumindest wird sie so wenigstens auf die Kopulation eingestimmt und geschmeidig gemacht.

1 Ansicht0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page