Blog 74
Wenn wir uns eine Abschweifung erlauben: Die größte Eselei seines Lebens, sagte der Physiker Albert Einstein, sei es gewesen, in seine ,Allgemeine Relativität' eine kosmologische Konstante eingeführt zu haben.
Henri, seinerseits mehr an sexologischen Konstanten interessiert, findet in seinem Leben gleich zwei solche existenziellen Eseleien: zum einen, anzunehmen, der Koitus würde halten, was die Onanie verspricht; und zum andern, davon auszugehen, die Frauen hätten beim koitalen Verkehr das gleiche Vergnügen wie der männliche Part. Oder sie hätten beim Koitus wenigstens überhaupt einen Orgasmus!
Aber ist es überhaupt zulässig, den Wissenschaftler Einstein mit einem erotomanen Dichter zu vergleichen?
Sicherlich ist es das, denn Einsteins Liebesleben scheint im Grunde geradeso schwierig wie seine Theorien. „Ich begegnete Einstein zum ersten Mal im Jahr 1926, als er zu Vorlesungen nach Kalifornien kam“, berichtet der geniale Clown Charles Chaplin. „Ich habe eine Theorie, nach der Wissenschaftler und Philosophen sublimierte Romantiker sind, die ihre Leidenschaften in andere Kanäle fließen lassen. Diese Theorie passte gut auf Einsteins Persönlichkeit. Er sah aus wie der typische Süddeutsche im besten Sinne, war jovial und freundlich. Zwar gab er sich ruhig und sanft, doch fühlte ich, dass in seinem Innern ein hochemotionelles Temperament verborgen war und dass aus dieser Quelle seine außerordentlichen intellektuellen Energien kamen.“
Große Physiker halten im Allgemeinen auch nicht prüde hinterm Berg, wenn es um Sex geht. „Mathematics is to physics as masturbation to sex“, sagte der geniale Richard Feynman: Die Mathematik verhält sich zur Physik gleichwie die Masturbation zum Sex.
Das kann wohl nur jemand behaupten, der sich in beidem gleichermaßen gut auskennt. Physics is to mathematics what sex is to masturbation. Oder anders herum: Mathematics is to Physics as masturbation to sex. Die Mathematik verhält sich zur Physik wie die Masturbation zum Sex. Die Physiker müssen gewöhnlich wohl beides beherrschen.
Der Satz wäre erst eigentlich recht zu interpretieren. Viel Phantasie brauchen beide. Als ein Student des großen Mathematikers David Hilbert in die Germanistik überwechselte, meinte der: Er ist unter die Poeten gegangen; für die Mathematik hatte er zu wenig Phantasie.
Die intellektuellen Orgien der Mathematiker sind stärker als die der Physiker, aber ohne Welt: Die Lust bei der Masturbation ist größer als die beim zwischengeschlechtlichen Sex? Die empirischen Theorien der Physiker haben welthaltige Bedeutung – sind aber nicht so geil wie die Ekstasen der reinen Mathematik: Die Lust beim realen Sex ist geringer als bei der Masturbation, hat aber zwischenmenschliche Relevanz?
In den Hotels verging sich Feynman zum Pinkeln gern an den Waschbecken seiner Hotelsuite. Als ein Fachkollege sich darüber mokiert, weist er ihn darauf hin, dass das kein Problem sei – er dürfe nur nicht vergessen, derweilen den Wasserhahn laufen zu lassen. – Bekanntlich liebte Feynman das Trommeln. War er da auch so kreativ wie in seiner Quantenelektrodynamik, müssen es ganz phantastische Rhythmen gewesen sein!
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